Schweren Herzens verlassen wir nach zwei Tagen den herrlichen Nordseestrand. Hier könnte man noch ewig bleiben, aber wir wollen schließlich weiter Richtung Nordkap.
Um uns den Abschied nicht zu schwer zu machen, wechselt das Wetter pünktlich zu unserer Abreise. Schade, denn der Besuch von Blavandshuk, dem westlichsten Punkt Dänemarks mit seinem 39 Meter hohen Leuchtturm, wird recht ungemütlich. Starker Wind und kühle Temperaturen lassen uns nur zu einem kurzen Stopp dort verweilen.
Nicht weniger ungemütlich ist es in Esbjerg, dessen Hafen Dänemarks größte Fischereiflotte beheimatet. Wahrzeichen der Stadt ist das Denkmal “Mennesket ved Havet” (Menschen am Meer). Die neun Meter hohen schneeweißen Monumentalfiguren sehen heute vor den regenschwarzen Wolken eher bedrohlich aus:
Von Esbjerg fahren wir weiter Richtung Osten, quer durch Jütland, überqueren den kleinen Belt auf der Brücke bei Middelfart, die Jütland mit Fünen verbindet. Während der Fahrt fällt uns auf, dass Dänemark den Wohnmobilfahrern gegenüber sehr wohlgesonnen ist (wenn man nicht gerade wild campt, was wie gesagt mit 210 Euro bestraft wird). Was wir noch nirgendwo anders gesehen haben: hier kann man seine mobile Toilette an der Autobahnraststätte entsorgen. Ein echter Komfort…
… wenn man denn eine hat. Es soll VW-Bus Fahrer geben, die sich seit Jahren ohne Toilette durch’s Leben schlagen – ha ha…
Da für den nächsten Tag schönes Wetter vorhergesagt ist und wir den großen Belt bei Sonne überqueren möchten, bleiben wir in Nyborg an der Ostküste von Fünen. Wir finden einen sehr schönen gepflegten Campingplatz mit wunderbarem Blick auf das Meer.
Übrigens gibt es jetzt in unserem Blog eine neue Rubrik “Stellplätze” – links im Inhaltsverzeichnis. Interessant eventuell für Nachfahrer.
Von unserem Platz in Nyborg können wir schon einen ersten Blick auf die Storebaeltbrücke werfen, die wir morgen überqueren wollen.
Wir nutzen das schöne Wetter und die langen Tage, um ausgedehnte Strandwanderungen zu machen.
Denn dunkel wird es hier kaum noch. Um 23:00 h ist es noch immer hell, und bereits um vier Uhr morgens wird es wieder hell.
Am Samstag, 17. Juni, ist das Wetter wie versprochen wunderbar, und wir freuen uns auf die Fahrt über den Großen Belt.
Die insgesamt 18 km lange Storebaeltbrücke, bestehend aus Westbrücke, Beltinsel Sprogo und Ostbrücke, verbindet seit 1998 Fünen mit Seeland. Die Ostbrücke, mit einer Spannweite von 1624 m und einer gigantischen Höhe von 65 m, zählt zu den größten Hängebrücken der Welt.
Nicht ganz billig mit ca. 32 Euro, aber die Fahrt ist sehr eindrucksvoll. In Korsor erreichen wir die nächste dänische Insel, Seeland, und werfen nochmal einen Blick zurück auf die Storebaeltbrücke:
Wir übernachten etwas südlich von Kopenhagen in Ishoj und fahren am Sonntag, 18.6., in die dänische Hauptstadt. Sonntag ist immer gut für einen Großstadtbesuch. Die Städte sind meistens leerer und oft erspart man sich die Parkgebühren. Wir parken relativ zentral in der Nähe des Tivoli und erkunden die quirlige, aber trotzdem gemütliche Stadt mit unseren Fahrrädern.
Aber von wegen “am Sonntag ist die Stadt leer”! Mit unserem Glück legen gerade heute fünf Kreuzfahrtschiffe an. Kopenhagen ist voller Kreuzfahrer, vor allem Chinesen und Japaner. Nur mit Mühe kann man Fotos machen, auf denen nicht mindestens einer dieser wuseligen Asiaten zu sehen ist, wie hier am Schloss Amalienborg, das die Königsfamilie als Amts- und Wohnsitz nutzt. Bis zu Königin Margrethe II können wir nicht vordringen, zu viele Touristen kümmern sich um die Wachablösung. Wir erhaschen nur einen Blick aus der Ferne:
Noch populärer ist der Besuch der Kleinen Meerjungfrau. Man muss schon länger suchen, bis man sie unter den vielen anderen Meerjungfrauen entdecken kann:
Aber wartet man geduldig in der Schlange, hat man gute Chancen, die berühmte Bronzefigur ganz alleine fotografieren zu können. “Den lille Havfrue” sitzt klein und eher unscheinbar auf ihrem Granitfelsen und wurde gerade vor ein paar Tagen mal wieder mit Farbe besprüht. Pünktlich zu unserer Ankunft aber hat man sie wieder herausgeputzt:
Nach so viel Trubel um das Wahrzeichen der Stadt radeln wir lieber in zweiter Reihe, wohin sich wirklich kein einziger Tourist verläuft. Und auch hier sitzt eine – ganz moderne – Meerjungfrau:
Nyhavn (neuer Hafen) mit seinen bunten Hausfassaden empfängt den Kopenhagen-Besucher mit jeder Menge netter Restaurants.
Am Kai ankern historische Segelschiffe, und Ausflugsschiffe starten von hier zu Hafen- und Kanalrundfahrten.
Die Idylle lässt einen beinahe vergessen, dass man auch hier Angst vor Terroranschlägen hat. Überall finden sich Betonsperren zum Schutz der Bevölkerung.
Die Fassade der Kunsthalle Charlottenborg ziert derzeit ein ganz besonderes Kunstwerk: “Soleil Levant” (aufgehende Sonne) des Chinesen Ai Weiwei. Die Fenster sind mit mehr als 3.500 Rettungswesten ausgestopft, die allesamt von Flüchtlingen der griechischen Insel Lesbos stammen.
Das sehr beeindruckende und zum Nachdenken anregende Kunstwerk wird offiziell am 20. Juni, dem Internationalen Tag des Flüchtlings, eingeweiht, und wird dort bis zum 1. Oktober zu bestaunen sein.
Kopenhagen gefällt uns ausgesprochen gut, aber wir verlassen die Stadt am frühen Nachmittag, da wir heute noch nach Schweden einreisen wollen.
Direkt von Kopenhagen aus führt die Oresundbrücke über den gleichnamigen Oresund hinüber nach Malmö, Schweden. Nicht ganz so imposant wie die Storebeltbrücke, dafür mit 56 Euro noch teurer, führt die Brücke – auf den ersten vier Kilometern als Tunnel – hinüber zum Nachbarland Schweden, wo wir also am 18. Juni ankommen.
Unsere Strecke von Vejers (Dänemark) bis Sandhamma (Schweden) (546 km) – Gesamtstrecke bis jetzt: 1.919 km
Blog erstellt am 21.06.2017 (Mittsommer) in Västervik in Schweden
1 Kommentar:
Hallo ihr zwei
Hei, ei, ei. Ihr macht es richtig. Schon wieder on tour - und wir haben uns immer noch nicht getroffen... Wir wünschen euch viel Spass. Wir verfolgen natürlich fleissig euer Abenteuer und freuen uns dann endlich auf ein Treffen im Herbst/Winter oder so.
Viele Grüsse
Conny und Remo
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