Donnerstag, 13. Juli 2017

05 – Norwegen: Kirkenes bis Hammerfest (02.-09.07.2017)


Von der russischen Grenze bei Grense-Jakobselv führt uns unsere Reise nun nach Nordwesten in Richtung Nordkap. Die Landschaft könnte abwechslungsreicher nicht sein. Meist führt die Straße direkt am Wasser entlang. Hier unser Blick von unserem Stellplatz am Tanafjord:

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Überall werden Dorsch oder Kabeljau zum Trocknen aufgehängt. Der Fisch wird später als Stockfisch zubereitet.

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Schon bald verlassen wir den nordischen Frühling und klettern immer höher hinauf in die karge Tundralandschaft. Wir sind hier zwar nicht allzu hoch, aber die karge Landschaft und die Schneereste erinnern an eine Hochgebirgsstraße in den Alpen:

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Immer wieder sehen wir noch zugefrorene Seen…

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… manche sogar unter einer dicken Eisdecke, die es wohl bis zum nächsten Wintereinbruch nicht mehr schafft aufzutauen:

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Die einen nutzen die winterliche Mittagspause, um sich um die praktischen Dinge zu kümmern, wie z.B. die mückenverklebten Scheiben zu putzen…

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… andere finden es cool, einen Schneemann zu bauen. Schließlich ist heute der 3. Juli!

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Winterwonderland – oder Rudolph, the red nosed reindeer?

Freunde haben uns den Tipp gegeben, einen Abstecher nach Mehamn zu machen, einem kleinen Fischerdorf ganz hoch oben im Norden. Schon die Fahrt dorthin führt uns durch einsamste Bergregionen. Noch Mitte Juni, also gerade mal vor zwei Wochen, fuhr hier noch der Schneepflug.

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Bis Mitte Juni war auch die Straße nur im Konvoi zu befahren. Am Straßenrand sehen wir die Schilder mit den Abfahrtszeiten der jeweiligen Konvois. Wir schaffen die ca. 100 Kilometer jedoch ohne winterliche Straßenverhältnisse und genießen diese gottverlassene Gegend, wobei wir nur ganz selten einem anderem Touristenauto begegnen.

Mehamn ist ein kleiner bunter Fischerort, wo man sich zum letzten Mal mit dem nötigsten Proviant eindecken kann, bevor man die letzten Kilometer zum nördlichsten Punkt in Angriff nimmt:

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Unser eigentliches Ziel liegt nämlich noch weiter nördlich – Gamvik mit dem nördlichsten Leuchtturm Europas, dem Slettnes Fyr:

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N 71°05’33”

Dies ist wirklich der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes, den man mit dem Auto erreichen kann. Das berühmte Nordkap, zu dem täglich ganze Schwärme von Touristenbussen pilgern, liegt zwar neun Kilometer nördlicher, befindet sich aber auf einer Insel, und die Einwohner von Gamvik legen großen Wert darauf, dass SIE das wahre Nordkap sind.

Wie auch immer – wir freuen uns, diesen nördlichsten Punkt auch noch bei bestem Wetter erreicht zu haben, was wohl eher die Ausnahme zu sein scheint.

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Wir campen direkt am Meer in der Nähe des Leuchtturms und genießen die herrliche Ruhe. Keine Touristen, nur – pünktlich um 20:00 h – ein Schiff der Hurtigrute, das langsam Richtung Osten vorbei zieht.

Auf schön angelegten Wegen kann man ausgedehnte Wanderungen unternehmen. Wäre es nicht so kalt, würde bei dem weißen Sandstrand und den türkisen Buchten sogar ein “Carribean Feeling” aufkommen:

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Und so karg die Landschaft hier oben ist, immer wieder findet man kleine Beete mit bunten Blumen.

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Leider haben wir beide – wie schon so oft - im Biologieunterricht nicht aufgepasst und glänzen hier mal wieder mit botanischem Unwissen… aber gefallen hat es uns sehr gut!

Dass Sonne hier oben die große Ausnahme ist, erfahren wir schon am nächsten Morgen. Wo isser denn, der Leuchtturm?

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Aber gerade diese mystisch-neblige Stimmung passt sehr gut zu dem Lands-End-Gefühl. Wir wandern durch den Nebel, treffen  gerade mal einen einzelnen norwegischen Wanderer, der es genauso genießt wie wir, mit der Natur allein zu sein. Verlaufen kann man sich nicht, die Wege sind immer gut markiert:

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Nach zwei Tagen wird das Wetter dann richtig ungemütlich, und wir verlassen Gamvik mit seinem Slettnes Leuchtturm.

In Mehamn kaufen wir noch leckeres Brot bei Otto Jenssens Bakeri, der nördlichsten Bäckerei Europas: 71°02°37”. Einmal mehr wundern wir uns, dass es in Norwegen das normalste der Welt ist, mit Kreditkarte zu bezahlen, auch wenn es nur ein Brot für 4 Euro ist. Das sollten wir mal in München probieren – eine Semmel mit Kreditkarte… und auch hier wieder stellen wir fest, dass die Norweger Naschkatzen sind. Denn selbst hier, im kleinsten Tante Emma Laden, finden wir eine richtig tolle Süßigkeiten-Theke. Hier eines der kleineren Exemplare der Gattung “Sucreria fantastica”:

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Norwegen – ein Land für Leckermäuler. Aber nur für reiche Leckermäuler! Denn teuer sind die bunten Leckereien leider auch!

Das Wetter wird schlechter und schlechter. Und kälter und kälter. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen gerade mal 6°C. Nur gut, dass es keine Nacht gibt und die Temperaturen somit nachts nicht noch mehr fallen können. Bei dem kalten regnerischen Wetter können wir kaum noch das Auto verlassen und freuen uns über jeden Supermarkt oder Infocenter, um überhaupt mal aufrecht stehen zu können. Wenn wir denn einen Parkplatz finden, wie hier der Parkplatz des Infocenters in Lakselv, der seit Tagen unter Wasser steht:

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Aber Wetter ist wie immer Ansichtssache – ein Einheimischer erzählt uns freudestrahlend, dies wäre der beste Sommer seit vielen Jahren. Haben wir da was falsch verstanden?

Schließlich meint es der norwegische Wettergott dann doch gut mit uns und bläst genau zu unserer Ankunft in Hammerfest die letzten Regenwolken weg. Auch Hammerfest liegt auf einer Insel, die wir über die Kvalsundbrücke erreichen:

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Und schon erwartet uns der nächste Superlativ: Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt. Gerade mal 1,5 Jahre ist es her, dass wir Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, erreicht haben!

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Über den Zickzackweg Gammelveien erklimmen wir den Tyvenfjellet, den Aussichtsberg direkt über dem Zentrum der Stadt, und verschaffen uns einen ersten Überblick über Hammerfest. Da es schon spät ist, wollen wir aber erst einen Übernachtungsplatz suchen und werden auf der nordöstlich von Hammerfest gelegenen Halbinsel Forsol fündig. Direkt am kleinen Fischerhafen stehen wir ganz alleine und beobachten die Fischerboote, die Tag und Nacht auf’s Meer hinausfahren.

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Von hier aus machen wir am nächsten Tag eine wunderschöne Wanderung über die Halbinsel.

Schöne Buchten mit weißem Sandstrand und glasklarem Wasser:

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Immer wieder herrliche Ausblicke von den Bergen hinunter auf das Meer:

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Ein Mann – ein Fjord

Eine nächtliche Wanderung führt uns zur Spitze der Landzunge, von wo wir einen uneingeschränkten Blick auf die Mitternachtssonne haben. Dieses Fotos entstand um 00:30 Uhr:

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Die Mitternachtssonne taucht die umliegende Landschaft in warmes Licht:

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Wir sind von diesem Schauspiel so beeindruckt, dass es uns schwer fällt, ins Bett zu gehen. Und als wir endlich irgendwann am Morgen einschlafen, werden wir schon bald wieder von lautem Schmatzen geweckt. Eine Herde Rentiere ist der Meinung, das Gras genau um unser Auto herum schmeckt besser als alle anderen Gräser..

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Dass sich hier oben alles um Fisch dreht, sehen wir bei unserer Rückfahrt nach Hammerfest. Fischfarmen soweit das Auge reicht…

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… und – nein, keine Weinreben – Holzgestelle mit zum Trocknen aufgehängten Fischen. Hier hängt der Himmel nicht voller Geigen, sondern voller Fische…

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Am Sonntag sind wir um 10:45 h zurück in Hammerfest. Genau zeitgleich mit der Hurtigrute, die ein paar Hundert Reisende ausspuckt. Trotzdem besteigen wir nochmal den Tyvenfjellet und genießen von oben die Aussicht auf die Stadt:

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Die Kirche soll den Trockengestellen für Stockfisch nachempfunden sein:

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Ach ja, das Nordkap haben wir nun endgültig begraben. Zu viele Negativ-Berichte von Touristen-gestressten Reisenden. Zu voll, zu laut, zu viel Regen, zu teuer… wir hatten so schöne Tage am “richtigen” Nordkap in Gamvik, diese Eindrücke können ohnehin nicht getoppt werden.


Fotos und Koordinaten all unserer Stellplätze in der Infobox links unter – unsere Stellplätze ……

Unsere Strecke von Kirkenes nach Hammerfest - 1.024 km

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Gesamtstrecke von München bis jetzt: 5.657 km

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Blog erstellt am 12.07.2017 am Baddefjord in Norwegen.

1 Kommentar:

Kristine & Nils hat gesagt…

Hallo Ihr zwei,
Nachdem wir eure ersten Berichte verpasst haben, habe ich nach Rückkehr aus unserem Urlaub mit Begeisterung die ersten Wochen eurer Reise nachverfolgt. Es macht einfach total Spaß, sich mit euren spannenden Berichten und eindrucksvollen Fotos wegzuträumen! Weiterhin gute Reise undviele liebe Grüße, Kristine & Nils