Donnerstag, 20. Juli 2017

06 – Norwegen: Alta bis Tromsö (10.-17.07.2017)


Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, diesmal nicht so viel über das Wetter zu schreiben. Aber es muss einfach raus. Heute sind wir seit 19 Tagen in Norwegen, davon 15 mit z.T. sogar Dauerregen. Eine Norwegerin meinte: “Wir hatten doch einen richtig guten Sommer – letzten Freitag von 14:00 – 15:00 Uhr”. Irgendwie können wir darüber gar nicht so richtig lachen… Aber wir werden schon genügsam. Wir freuen uns, wenn die Temperaturen mal zweistellig sind und es nicht in Strömen regnet!

Aber erst mal zu den wenigen guten Tagen: Die Fahrt von Hammerfest nach Alta ist landschaftlich nicht wirklich schön, umso mehr freuen wir uns, als wir kurz vor Alta auf den netten kleinen Ort “Russeluft” treffen (waren die alten Wikinger Hessen?)

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Auf einer mit Blumen übersäten Wiese direkt am Fjord verbringen wir die Nacht. Der Platz liegt genau gegenüber von Alta, und wir können von hier die Flugzeuge starten und landen sehen.

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Alta ist eine moderne Kleinstadt und bietet auch einiges zum Besichtigen, wie Museen, Felszeichnungen oder die futuristische Nordlichtkathedrale:

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Es gibt in der Gegend aber auch schöne Wanderungen, und der nette Herr im Visitor Center rät uns, unbedingt gleich loszumarschieren. “Now or never” – morgen soll es schon wieder regnen. Und obwohl es schon 14:30 h ist, brechen wir noch auf zum Alta Canyon, dessen Ausgangspunkt 30 km von Alta entfernt in der Finnmarksvidda liegt. Von hier ist es nicht mehr weit zur finnischen Grenze.

Der Alta Canyon ist der tiefste und längste Canyon Nordeuropas. Einmal mehr genießen wir den Luxus der nie untergehenden Sonne, denn wo sonst kann man um 15:00 h zu einer 6-Stunden-Wanderung aufbrechen? Die Tour führt über mehrere Kilometer über eine Hochebene. Immer wieder muss man Nassstellen oder Flüsse durchqueren. Wenn man Glück hat, kann man dieses trockenen Fußes schaffen:

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Leider schneidet uns ein kleiner, aber reißender Fluss noch kurz vor Erreichen des Canyons den Weg ab. Die Schneebrücken sind zum Teil abgetaut, andererseits führt der Fluss durch die Schneeschmelze so viel Wasser, dass es unmöglich ist, größere Steine zu identifizieren.

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Ein Ernst gibt so leicht nicht auf. Wie ein Tiger im Käfig läuft Thomas flussabwärts, flussaufwärts, und wieder flussabwärts, flussaufwärts, nach einer schmalen Stelle suchend. Dass von Süden eine schwarze Gewitterwand aufzieht, will er nicht hören. Na ja – den Fluss überqueren wir nicht, dafür werden wir auf den letzten Kilometern von oben klitschnass.

Schon seit Tagen rätseln wir, wann und wo wir Ingeburg und Stefan treffen werden, unsere lieben Freunde aus Bremen. Wir hatten uns vor drei Jahren im Valley of Fire in Nevada kennen gelernt, und da die beiden ständig auf Achse sind, ist es ein toller Zufall, dass sie auch gerade die Norwegen-Tour machen, allerdings im Uhrzeigersinn. Dass wir uns am 11. Juli treffen würden, nämlich in Saltnes am Jokelfjord, darauf hatte keiner getippt. Die Wiedersehensfreude ist riesengroß.

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Die beiden haben nicht nur einen tollen Stellplatz direkt am Fjord mit Gletscherblick ausgesucht…

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… sondern auch noch das entsprechende Wetter bestellt. Wenn Engel reisen, bzw. sich in Norwegen treffen!

Bei herrlichstem Sonnenschein wandern wir zum Oksfjordjokulen, dem hängenden Gletscher, den man schon von Weitem sieht.

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Anders als gestern am Alta Canyon haben wir hier auch mehr Glück mit den Bachüberquerungen:

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Immer wieder hören wir in der Ferne das Rauschen herabfallender Eis- und Schneebrocken. Der Oksfjordjokulen ist übrigens der einzige Gletscher Norwegens, der direkt ins Meer kalbt!

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Zu einem schönen Tag gehört ein noch schönerer Abend, und bei milden Temperaturen können wir noch lange im Freien sitzen. Bei einem Menu, das uns noch heute das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Auf Zedernholz gegrillter Lachs:

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Mann, war das lecker! Das Fünf-Sterne-Restaurant “Möller” kann man nur weiterempfehlen!

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege – Ingeburg und Stefan fahren weiter Richtung Nordkap, für uns heißt unser nächstes Ziel Tromsö. Vielen Dank, ihr zwei, für den wunderschönen Tag und das so leckere Essen!

Leider verabschiedet sich auch das schöne Wetter. Wir trennen uns bei strömendem Regen, und auch heute, acht Tage nach dem Treffen, haben wir kaum noch einen Sonnenstrahl gesehen. An den Anblick müssen wir uns gewöhnen:

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Wobei dies noch einer der schöneren Tage ist. Meistens kommt der Scheibenwischer gar nicht mehr hinterher…

Über Wassermangel kann sich Norwegen nicht beklagen: Fjorde soweit das Auge reicht, Wasserfälle in allen Choreografien und dann der Regen von oben.

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Auf der Fahrt nach Tromsö kommen wir durch die Lyngenalpen, ein herrliches Gebirge zum Wandern und Skitourengehen. Schon lange freuen wir uns darauf, und sind natürlich enttäuscht, dass das Wetter nicht mitspielt. Zwischen ein paar Wolkenlücken  kann man zumindest erahnen, wie spektakulär die markanten Gipfel sind.

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Wir verbringen trotzdem zwei Tage mitten in den Lyngenalpen und nutzen jede nur erdenkliche Regenpause, um zumindest kleinere Wanderungen zu unternehmen.

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An Tag drei, es ist Sonntag, der 19. Juli, dann die große Überraschung: etwas Großes, Rundes, Gelbes am Himmel! Was ist das denn? Etwa Sonne? Schnell schnell nach Tromsö, denn dort wollen wir Radfahren und Wandern. Doch obwohl wir früh aufstehen und aufbrechen, sind wir nicht schnell genug, die Sonne ist bei unserem Eintreffen in Tromsö schon wieder verschwunden. Aber zumindest regnet es nicht. Noch nicht.

Tromsö liegt auf einer Insel, und bevor wir diese über eine Brücke erreichen, besuchen wir die Eismeerkathedrale, das Wahrzeichen Tromsös.

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Eine bizarr und futuristisch anmutende Kirche, die die Natur des Nordlands verkörpern soll: die äußere Form soll die Gestelle widerspiegeln, an denen die Fische getrocknet werden, die unsymmetrische Dachlinie soll eine Gletscherspalte darstellen, und die Glasflächen zwischen den Betonpfeilern stehen für Mitternachtssonne und Polarlicht. Besonders beeindruckend: das größte Mosaikfenster Europas:

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Es wurde erst sieben Jahre nach Erbauung der Kirche eingebaut, vorher saßen alle Gläubigen mit Sonnenbrille in der Kirche.

Ähnlich futuristisch anzuschauen ist das Polarium-Museum, ein modernes Erlebniszentrum, das aus übereinander geschobenen Eisschollen zu bestehen scheint:

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Den besten Blick auf Tromsö hat man jedoch vom 420 m hohen Aussichtsberg “Storsteinen”. Trotz dunkler Regenwolken machen wir uns an den Aufstieg und haben schon unterwegs einen schönen Blick auf die Stadt und das Schiff der Hurtigrute, das inzwischen eingetroffen ist.

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Ganz ohne Regen geht’s leider auch heute nicht, aber inzwischen haben wir uns an unser schickes Regencape gewöhnt, ohne das wir das Haus bzw. das Auto nicht mehr verlassen. Ganz nach dem Motto “es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung”.

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Die Nacht verbringen wir auf einer Passhöhe hinter Tromsö und genießen einen herrlichen Blick auf den dahinter liegenden Fjord.

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Windig ist es hier oben! Aber der Wind hört irgendwann in der Nacht auf und wird abgelöst durch starken Regen. So stark, dass unser Faltdach nicht mehr dicht hält. Von oben kommt der Regen durch das Dach und wir flüchten wieder nach Tromsö in eine Mall. Hier auf dem Parkplatz trocknen wir das Faltdach und unsere nassen Autositze, während wir uns in den 59 Geschäften der Mall aufwärmen.

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Eigentlich schon bezeichnend, wenn ein Geschäft aus 10 Reihen Gummistiefeln besteht, der Rest aus Helly Hansen Klamotten, vom Kleinkind bis zum Uropa. Hier trägt man die berühmte Gummikleidung sicher nicht nur zum Segeln… Nur zu dumm, dass die Norweger auf scheinbar kleinem Fuß leben. Bei Größe 47 hört der Spaß auf, und Thomas kann sich seinen Traum von trockenen Füßen wieder nicht erfüllen.

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Von Tromsö fahren wir Richtung Südwesten und setzen am 18. Juli mit der Fähre auf die Insel Senja über. Aber auch hier verspricht der Wetterbericht nichts Gutes. Ein Hoch liegt über ganz Europa, nur hier, genau über uns, hat sich ein Regengebiet festgesetzt. Der blaue Punkt, das sind wir. Es ist zum Verzweifeln!

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Fotos und Koordinaten all unserer Stellplätze in der Infobox links unter – unsere Stellplätze ……

Unsere Strecke von Alta nach Tromsö - 686 km

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Gesamtstrecke von München bis jetzt: 6.343 km

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Blog erstellt am 19.07.2017 in Fjordgard auf der Insel Senja

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